Die Kindergartenzeit stellt nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihre Familien eine bedeutende Entwicklungschance dar, berichtet Sr. Maria Angelin. Neben den regulären Unterrichtsfächern legen die Schwestern großen Wert darauf, den Kindern spielerisch eine gute Ethik des Zusammenlebens zu vermitteln. Da viele Kinder aus armen Verhältnissen stammen, gehört auch die materielle Unterstützung der Familien zu den Aufgaben der Schwestern.
In Alemtena führte die erfolgreiche Kindergartenarbeit der Schwestern zur Gründung einer Grundschule. Nach Abschluss der ersten Jahrgänge baten die Eltern wiederholt darum, dass die Kinder auch die Sekundarstufe (Klasse 5-8) an dieser Schule besuchen können. Da die Schulgebühren jedoch nicht ausreichten, um diesen erweiterten Betrieb zu finanzieren, sprang unsere Stiftung ein. Damals betreuten die Schwestern 164 Kinder. Nach dem Neubau des Schulgebäudes konnten im September 2014 die ersten Fünftklässler starten. Im Schuljahr 2022/23 waren es bereits 579 Schüler.
Auch die Anzahl des Personals stieg infolgedessen von 9 auf 39 Mitarbeiter. Dazu gehört auch eine Schulsozialarbeiterin, die sich besonders um Waisenkinder und Kinder aus prekären Verhältnissen kümmert. Diese erhalten Unterstützung in Form von Schulmaterialien, Schuluniformen, sowie vollständiger oder teilweiser Übernahme der Schulgebühren. HIV-positive Kinder bekommen regelmäßig zusätzliche Nahrung in der Schule. Trotz der Knappheit an Schulbüchern in Äthiopien, konnte die Schule mit unserer Unterstützung für jeden Schüler und jedes Fach ein Schulbuch anschaffen. Musik, Theater, Zeichnen und Malen, Sport, Umweltschutzaktivitäten, Förderung der Geschlechtergleichheit, Leseförderung und Teamarbeit sind seit Jahren feste Bestandteile des Lehrplans. Seit einigen Jahren bietet die Schule in der siebten Klasse das Programm Teen Star an, das sich mit den Veränderungen in der Pubertät und dem Thema Sexualität beschäftigt.
Eine der größten Herausforderungen des Schuljahres 2019/20 war die Einführung der Unterrichtssprache Oromifa. Bis dahin wurde der Unterricht ausschließlich in der Landessprache Amharisch erteilt. Aufgrund der steigenden ethnischen Spannungen in Äthiopien verfolgt die Regierung nun die politische Linie, dass der Unterricht in der lokalen Sprache erfolgen soll. Diese Umstellung bringt Anforderungen mit sich, die von Unterrichtsmaterialien und der Einstellung neuer Lehrer bis hin zu zusätzlichen Klassenzimmern reichen. Für diese Investitionen ist die Schule erneut auf Unterstützung angewiesen.
Auch nach ihrem Abschluss brauchen einzelne Schülerinnen und Schüler finanzielle Unterstützung für den Besuch der High-School oder der Universität. Hier helfen wir in Einzelfällen. In Uganda, wo die Schwestern Geflüchtete aus dem Südsudan im Camp Bidi Bidi betreuen, ist die Unterstützung von 30 Mädchen und junge Frauen in Schulen und Hochschulen außerhalb des Camps sogar einer der Schwerpunkte unserer Arbeit. Sr. Benedicta bietet zusätzlich regelmäßige Veranstaltungen zur ganzheitlichen Entwicklung der Jugendlichen an. Diese umfassen Gesundheitsfragen, Traumabewältigung und verschiedene Freizeit- sowie religiöse Aktivitäten. Günter Deppisch aus Beckstein (Lauda-Königshofen) hat die Begleitung dieses Bereichs in unserer Stiftung federführend übernommen.